FC St. Pauli: In einem Jahr von Platz 17 bis an die Spitze

Der FC St. Pauli grüßt in der Tabelle mit 32 Punkten momentan von ganz oben – ein krasser Gegensatz zum Vorjahr. Denn nach 15 Spieltagen in der Saison 2020/2021 sah die Welt in der Hansestadt ganz anders aus: Die Kiezkicker waren Vorletzter und hatten gerade einmal zehn Zähler auf dem Konto. Eines hat sich aber nicht verändert: Timo Schultz ist nach wie vor Chef-Trainer der Braun-Weißen.

Timo Schultz

Trotz der nicht zufriedenstellenden ersten Hälfte der vergangenen Spielzeit hatten die Verantwortlichen um Sportchef Andreas Bornemann dem Coach, der ab 2005 zunächst Spieler und später Nachwuchstrainer beim FC St. Pauli gewesen war und im Sommer 2020 die Zweitliga-Elf übernommen hatte, das Vertrauen ausgesprochen und ihm den Rücken gestärkt. Dieses Vertrauen zahlte Schultz mit seiner Mannschaft zurück. Die Kiezkicker eilten ab Januar dieses Jahres von Erfolg zu Erfolg, avancierten zu einer der besten Rückrundenmannschaften und schlossen die so holprig begonnene Saison mit 47 Punkten frühzeitig gesichert auf Rang zehn ab.

An diese Erfolgsserie knüpften die Norddeutschen mit Beginn dieser Spielzeit nahtlos an, obwohl zwei Leistungsträger nicht mehr in Hamburg spielen. Rodrigo Zalazar und Omar Marmoush, Leihgaben aus Frankfurt und Wolfsburg, machten in der vorherigen Spielzeit nicht selten den Unterschied in den Begegnungen des FC St. Pauli aus. Die beiden Abgänge – Zalazar ist mittlerweile ein Knappe, Marmoush trägt das Trikot des VfB Stuttgart – kompensierten die Verantwortlichen zum einen durch Neuzugänge wie die beiden Mittelfeldkräfte Marcel Hartel (Arminia Bielefeld) und Jackson Irvine (Hibernian FC) oder auch Torhüter Nikola Vasilj (Zorya Lugansk). Darüber hinaus machten viele Akteure des Kaders in ihrer Entwicklung noch einmal einen Sprung.

Zu Hause noch ohne Punktverlust

Zudem haben die Kiezkicker mit dem Ex-Schalker Guido Burgstaller einen treffsicheren Torjäger in ihren Reihen. Der 32-Jährige hat bereits zwölfmal geknipst. Bornemann lobt, dass sich die Mannschaft unter Schultz in fast allen Bereichen weiterentwickelt habe. „Wir haben an defensiver Stabilität gewonnen, an Klarheit im Spiel nach vorne und auch Comeback-Qualitäten entwickelt“, so der Sportchef. Deshalb dürfte in Kürze, so berichteten es zuletzt mehrere Medien übereinstimmend, auch eine Vertragsverlängerung mit dem Fußballlehrer erfolgen. Der genießt die aktuelle Situation, gleichzeitig betonte er unlängst aber auch: „Ich kann die Tabelle auch lesen. Und ich will auch gar nicht die Euphoriebremse treten. Im Gegenteil, ich bin ein Freund von Euphorie. Wir dürfen nur nicht aufhören zu arbeiten.“

Gerade im heimischen Millerntor-Stadion ist der FC St. Pauli eine Macht, gewann er doch all seine Heimspiele – bei einem Torverhältnis von 22:4. Der jüngste Erfolg gelang den Kiezkickern aber in der Fremde: Sie gewannen am vergangenen Spieltag mit 3:2 beim 1. FC Nürnberg. Schultz fehlte dabei an der Seitenlinie. Der Chef-Trainer befindet sich derzeit wegen einer Covid 19-Infektion in häuslicher Isolation. Seinen Part übernahmen seine Assistenten Loïc Favé und Fabian Hürzeler.

Beide Co-Trainer werden auch gegen den FC Schalke 04 auf der Bank sitzen. Seinen Matchplan für das Duell mit den Knappen habe das Duo gemeinsam mit Schultz geschmiedet, so Favé auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Hürzeler und er stünden per Video-Call im täglichen Austausch mit Schultz, erklärte er und fügte hinzu, dass man untereinander eingespielt sei. Favé: „Es zeichnet uns aus, dass wir so gut im Team funktionieren, gerade jetzt, wo jemand ausfällt.“

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